Die Ausgangslage:
Donnerstag, 8.12.2022
Hinter unserem Seminarhaus „Der Eulenblick“ soll ein Waldgarten entstehen. Dies ist ein Projekt, welches auf einige Jahre angelegt ist und von Projektgruppen, Gästen und Besuchern des „Eulenblick“ mitgestaltet werden soll. Ich versuche hier, mit Bildern und einer Lageskizze den gegenwärtigen Zustand des Grundstückes darzulegen und würde mich über jede Art der konstruktiven Resonanz sehr freuen :-)
Ich habe das Grundstück von ca.1600qm gedanklich in ein Nordstück ca. 700qm, ein Südstück ca. 900qm und ein Teichstück geteilt. Der Grundwasserteich ist mit einem Staketenzaun eingezäunt und gehört nicht zum Garten. Der Boden ist schwarzer Sand mit einer Bodenwertzahl von ca. 20, die letzten 10 Jahre haben hier gelegentlich Schafe und Pferde geweidet. Der Bestand der Obstbäume auf dem Nordstück ist alt und etwas verwildert, auf dem Südstück sind die Obstbäume zwischen 5 und 20 Jahre alt. Die Fichten, Nordmann-Tannen und Birken sind 20 – 40 Jahre alt. Die Remise im Norden steht mit der Rückwand und einem abfallenden Pultdach zum Garten hin.
In Anbetracht des Bodens und des Klimas hier müsste der Garten so angelegt werden, dass zumindest für die ersten Jahre eine Bewässerung von der Remise aus mit einem ein-zölligen 50m Schlauch möglich ist. Deshalb habe ich einen Eingang am östlichen und westlichen Ende der Remise angedacht. Weitere Eingänge von Westen und Süden her wären praktisch. Der Staketenzaun um den Teich herum dient teilweise als westliche Begrenzung des Gartens. An der Ostseite steht ein durchgehender Maschendrahtzaun und Wildzaun zu den Nachbargrundstücken. Der Garten muss eventuell ganz umzäunt werden um ihn vor Wildfraß zu schützen.
Januar 2023 erste Schritte Sonntag, 5. Februar 2023
Insgesamt sieht der Garten der Jahreszeit und mangelnder Gestaltung entsprechend noch etwas trostlos aus. Aber schöne Stimmung und der Vollmond ist in den Gänseteich gefallen 😬
Ein erstes Hochbeet ist entstanden. In einem Holzkasten aus altem Bauholz, welchen ich mit gebrauchter Silagefolie ausgekleidet habe und das Holz wenigstens ein bisschen zu schützen, habe ich altes Heu, Mist, Laub, Baum- und Grasschnitt geschichtet und mit einer Lage Pferdemist abgedeckt. Oben drauf kommt dann eine Schicht gute Erde bzw. Kompost. Ich habe bereits letztes Jahr ein solches Hochbeet anfgelegt, und es hat nicht nur eine tolle Ernte eingebracht, sondern auch binnen eines Sommers den Eintrag aus Mist, Laub, Grasschnitt und Gartenabfällen unter der Wurzel-Kompostschicht komplett zu feinstem Kompost verrottet. Rechts neben dem Hochbeet ist eine Lage Laub, unter welcher Walnüsse und Edelkastanien liegen und hoffentlich keimen.
Zwei Baumscheiben habe ich angelegt, indem ich den Mist aus dem Schafstall (Matratzeneinstreu von 6 Monaten) ca. 20 cm dick auf die Grasnarbe geschichtet und mit nochmal 20 cm Laub abgedeckt habe. Danach das ganze schön festgetrampelt. Nun hoffe ich, dass die Grasnarbe darunter verrottet und ich in 2 Monaten durch die beiden Schichten hindurch kleine Pflanzlöcher machen kann, in welche ich verschiedenes Vorgezogenes setzen kann.
Und dann habe ich längs des ostseitigen Zaunes zum Nachbargrundstück eine Schicht Laum mit zahlreichen Rosskastanien, Edelkastanien, Eicheln und Walnüssen darin geschichtet. Dieses Laub habe ich unter den entsprechenden Bäumen zusammengeharkt und die Früchte sind teilweise schon vorgekeimt. Ich hoffe, das die Keime aufkommen und ein Baumbewuchs entsteht, aus dem heraus ich dann auch ein paar Baumsprösslinge umsetzten und verschenken kann.
Die ersten Mitbewohner :-) Dienstag, 7. Februar 2023
Der innere Waldgarten Dienstag, 14.2.2023
Seit ich den Permakultur-Waldgarten plane und anlege, habe ich zum ersten mal das Gefühl, etwas universal sinnvolles zu tun. Mein Leben findet plötzlich auch in einem zweiten, natürlichen Kreislauf-Sytem statt.
Was mich bisher so schwer belastet hat, dass ich, egal was ich tue und wie ich dazu stehe, systemisch ein Teil des menschlichen Gesellschaftssystems mit seiner zerstörerischen Wirkung bin und dies auch nicht ändern kann, spielt durch den Garten keine so dominierende Rolle mehr für mich. Ich habe endlich das Gefühl, etwas „Richtiges“ zu tun, was ich kann, um Natur zu erhalten und ein Teil von ihr zu sein, neben all dem „Falschen“ naturzerstörerischen, was ich als systemischer Teil der menschlichen Gesellschaft tue.
Es fühlt sich an, wie in ein Zuhause zu kommen, welches ich bisher nicht gekannt und nicht gefunden habe. Der Garten hat eine innere Eigendynamik entwickelt; ich lebe nun in einem inneren Garten, welcher mich innerlich und äußerlich aufnimmt, umgibt und schützt und aus dem heraus ich das andere, restliche Leben bewältigen kann, weil ich jederzeit in ihn zurückkehren und dort Ruhe und Kraft finden kann.
Ich freue mich darüber, dass ich diese Erkenntnis und Erfahrung schon im Alter von 59 Jahren mache, und nicht erst mit 80, und ich hoffe, dass ich in diesem neuen Lebensgefühl noch 20 Jahre leben darf. Gleichzeitig hätte ich natürlich dem Jungen, der ich einst war, gewünscht, dieses Gefühl schon in viel früheren Jahren zu entwickeln, zu entdecken und leben zu können, es hätte ihm viel Leid erspart.
Heute würde ich dem jungen Mann, der ich einst war, und auch jedem anderen jungen Menschen sagen: Lege einen Garten an, nach den natürlichen Prinzipien eines Permakultur-Waldgartens. Egal wie groß, wie und wo und egal, welchen Weg Du sonst in Deinem Leben einschlägst, lass Dich von diesem Garten begleiten und leiten. Das Leben mit einem solchen Garten wird Dir in allen anderen Belangen Deines Lebens eine Hilfe sein, weil es Dich mit den Kräften der Natur verbindet und Dich zu einem bewussten und wachen Teil des natürlichen Kreislaufes macht.
Denn egal, ob und wie sehr wir es spüren und wissen, ein Teil der Natur sind wir alle, ob wir wollen oder nicht, und die Natur wird auf die eine oder andere Art die Menschen überstehen und überwinden, jeden Einzelnen von uns und die Menschheit und als Ganzes.